Zhuang (Sprache)

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Zhuang (壮语)
Vahcuengh (话壮)

Gesprochen in

Volksrepublik China
Sprecher Nord-Zhuang: 16 Mio., Süd-Zhuang: 4 Mio.[1]
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in Volksrepublik China (Region Guangxi)
Anerkannte Minderheiten-/
Regionalsprache in
Vietnam, Yunnan, Guangdong, Guizhou, Hunan
Sprachcodes
ISO 639-1

za

ISO 639-2

zha

ISO 639-3

zha

Zhuang (Selbstbezeichnung Vahcuengh, bis 1982 Vaƅcueŋƅ, Sawndip 话壮 Vahcuengh, chinesisch 壮语, Pinyin Zhuàngyǔ) ist ein Überbegriff für verschiedene Dialekte, die vom Volk der Zhuang in der Volksrepublik China gesprochen werden. Die meisten Sprecher leben in der autonomen Region Guangxi, in der Zhuang eine Amtssprache ist. Die Zhuang-Sprache ist eine anerkannte Regionalsprache im südlichen China, wo sie auch an staatlichen Schulen gelehrt wird.[2]

Verbreitungsgebiete verschiedener Zhuang-Dialekte und Zuordnung zu neun verschiedenen Zweigen (nach Pittayaporn, 2009)[3]

Zhuang beschreibt eher eine Gruppe von Sprachen oder Dialekten (Zhuang-Sprachen) als eine einzige Sprache.[4][5] Manche dieser Dialekte haben nur eine gegenseitige Verständlichkeit von ca. 50 % mit der Standardvarietät,[6][7] die auf dem Dialekt von Wuming basiert.[4] Die nördlichen Zhuang-Varianten sind linguistisch enger mit Bouyei verwandt, mit dem sie ein Dialektkontinuum bilden, als mit den südlichen Zhuang-Varianten, die wiederum ein Dialektkontinuum mit den im Norden Vietnams gesprochenen Sprachen Nung, Tày (Tho) und Cao Lan bilden.[8] Der You-Fluss bildet in Guangxi die diaglossale Grenze zwischen nördlichen und südlichen Zhuang-Dialekten. Die beiden Dialektgruppen gehören in der üblichen Klassifikation der Taisprachen sogar zu zwei unterschiedlichen Hauptzweigen, nämlich einerseits den nördlichen und andererseits den zentralen Taisprachen.[9][10]

Zhuang-Sprecher beherrschen in der Regel nur ihren jeweiligen Dialekt und nicht die Standardvarietät. Dagegen sind fast alle Zhuang-Sprecher bilingual in Chinesisch, sodass Sprecher verschiedener Zhuang-Varianten, wenn sie aufeinander treffen, eher Chinesisch (entweder südwestliches Mandarin oder Kantonesisch) miteinander sprechen als Standard-Zhuang. In Guangxi werden für Zhuang offiziell Sawndip-Logogramme verwendet, während die lateinische Schrift nur wenig verbreitet ist.[4]

In den Ausführungsbestimmungen von Guangxi zum Sprachgesetz der Volksrepublik China heißt es:

In den zweisprachigen Versuchsschulen bzw. Versuchsklassen ist die Staatssprache [d. h. Hochchinesisch] sowie gesprochenes und geschriebenes Zhuang im Unterricht zu verwenden.
Zhuang-Sawndip-Schriftzeichen
Schilder, Aufschriften, Behördendokumente, Amtsstempel, Ausweise etc. müssen in Zhuang und Chinesisch verfasst werden […][11]

Zhuang wird im Erziehungswesen und im Behördenverkehr jedoch als Schriftsprache de facto kaum verwendet. In einem Bericht heißt es:

Gegenwärtig ist es nicht schwierig, in Guangxi Zhuang in lateinischer Schrift zu finden. Die meisten Aufschriften im Autonomen Gebiet müssen zweisprachig sein, auf Chinesisch und auf Zhuang in lateinischer Schrift. Außerdem gibt es die Zeitschrift Sam Nyied Sam (三月三) und die Wochenzeitung Gvangjsih Minzcuzbau (广西民族报), die auf Zhuang erscheinen. Allerdings stellten wir fest, dass nur ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung Zhuang in Lateinschrift lesen kann. Viele unserer Informanten meinten, dass Zhuang in Lateinschrift nur der politischen Propaganda für die nationale Autonomie dient.[12]

Zhuang ist eine Tonsprache mit sechs verschiedenen Intonationsverläufen in offenen Silben:

Nr. Kontur Beschreibung
1 24 steigend
2 31 tief fallend
3 55 hoch gleich bleibend
4 42 fallend
5 35 hoch steigend
6 33 mittel gleich bleibend

Zhuang wurde seit dem sechsten Jahrhundert mit chinesischen Schriftzeichen geschrieben. Für einheimische Wörter wurden aus den bestehenden Zeichen neue gebildet, die so entstandenen Zeichen werden als Sawndip bezeichnet. 1957 wurde eine phonetische Schrift auf Grundlage des lateinischen Alphabets mit einigen Sonderzeichen eingeführt. Diese wurde 1986 dahingehend reformiert, dass nun keine Sonderzeichen mehr verwendet werden.

Konsonanten
1957 1986 1957 1986 1957 1986 1957 1986 1957 1986
B b B b Ƃ ƃ Mb mb M m M m F f F f V V
D d D d Ƌƌ Nd nd N n N n S s S s L l L l
G g G g Gv gv Gv gv Ŋ ŋ Ng ng H h H h R r R r
C c C c Y y Y y Ny ny Ny ny Ŋv ŋv Ngv ngv
By by By by Gy gy Gy gy My my My my
Vokale
1957 1986 1957 1986 1957 1986
A a A a E e E e Ə ə AE ae
I i I i O o O o Ɯ ɯ W w
Töne
1957 1986
1 Wird nicht bezeichnet
2 Ƨ ƨ Z z
3 З з J j
4 Ч ч X x
5 Ƽ ƽ Q q
6 Ƅ ƅ H h

Diese neue Schrift wurde allerdings nicht von einer breiten Mehrheit der Sprecher angenommen. Ihre Verbreitung ist mehr oder weniger gescheitert. Es gibt Bestrebungen, die alte Schrift wieder aufleben zu lassen, was aber eine Aufnahme aller Zhuang-Ideogramme in Unicode voraussetzen würde. Bisher wurden nur diejenigen Ideogramme aufgenommen, die auch in Ortsnamen und somit auch in der chinesischen Literatur auftauchen. Die Gesamtheit aller Zhuang-Ideogramme ist in speziellen Fonts codiert.

Alte Rechtschreibung Neue Rechtschreibung Sawndip Deutsch
Bouчbouч ma dəŋƨ laзƃɯn couƅ miƨ cɯyouƨ, cinƅyenƨ cəuƽ genƨli bouчbouч biŋƨdəŋз. Gyoeŋƽ vunƨ miƨ liзsiŋ cəuƽ lieŋƨsim, ɯŋdaŋ daiƅ gyoengƽ de lumз beiчnueŋч ityieŋƅ. Bouxboux ma daengz lajmbwn couh miz cwyouz, cinhyenz caeuq genzli bouxboux bingzdaengj. Gyoengq vunz miz lijsing caeuq liengzsim, wngdang daih gyoengq de lumj beixnuengx ityiengh. 俌俌庅𦘭𨑜⿱天云就𠷯自由,莊嚴㖟權力俌俌平等。眾伝𠷯理性㖟良心,應當待眾佚㑣𤿌儂一樣. Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.
  • Yongxian Luo: The Tai-Kadai Languages. Hrsg.: Anthony Diller, Jerry Edmondson, Yongxian Luo (= Routledge Language Family Series). Routledge, London 2014, ISBN 978-0-415-76000-3, Chapter 9. Zhuang, S. 317–377 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise

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  1. Mikael Parkvall, "Världens 100 största språk 2007" (The World's 100 Largest Languages in 2007), in Nationalencyklopedin
  2. Linda Tsung: Language Power and Hierarchy: Multilingual Education in China. Bloomsbury, London 2014. S. 188.
  3. Pittayawat Pittayaporn: The Phonology of Proto-Tai Dissertation, Cornell University, Ithaca (NY) 2009.
  4. a b c Rint Sybesma: Zhuang. A Tai language with some Sinitic characteristics. In: From Linguistic Areas to Areal Linguistics. John Benjamins, Amsterdam/Philadelphia 2008, S. 226.
  5. S. Robert Ramsey: The Languages of China. Princeton University Press, Princeton NJ 1987, S. 236.
  6. Katherine Palmer Kaup: Creating the Zhuang. Ethnic Politics in China. Lynne Rienner Publishers, Boulder CO/London 2000, S. 37.
  7. Wang Mingfu, Eric Johnson: Zhuang Cultural and Linguistic Heritage. Yúnnán mínzú chūbǎn shè [Verlag der Nationalitäten von Yunnan], Kunming 2008, S. 142.
  8. David Bradley: Languages of Mainland South-East Asia. In: The Vanishing Languages of the Pacific Rim. Oxford University Press, Oxford/New York 2007, S. 301–336, auf S. 310.
  9. Yongxian Luo: Zhuang. In: The Tai-Kadai Languages. Routledge, London/New York 2008, S. 317–319.
  10. Edward L. Davis (Hrsg.): Encyclopedia of Contemporary Chinese Culture. Routledge, Abingdon (Oxfordshire)/New York 2005. Stichwort Zhuang, culture of, bearbeitet von Peter M. Fogging.
  11. 广西实施《中华人民共和国国家通用语言文字法》办法 (Memento vom 9. Oktober 2007 im Internet Archive) In: npc.cn, NPC (chinesisch)
  12. Adams Bodomo, Chung-pui Tai: Field notes from Guangxi. Zhuang characters for quasi-religious functions. China Education Forum 4.1:13–14. In: oai.de. OAI, September 2003, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 12. April 2024 (englisch, Ursprungslink unauffindbar im Internet Archive, archive.today).@1@2Vorlage:Toter Link/www.oai.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)